Kunst, Buch, Künstlerbuch

Geschichte, Buchbindetechniken und Projekte

Dieses Buch über Bücher zeigt, wie durch Perspektivwechsel und Kreativität Kunst entstehen kann. Die Autorin erzählt und gibt Anregungen, um selbst auszuprobieren. Kunstbücher können nicht nur Bücher voller Kunst sein, wie Skizzenbücher. Sie dürfen auch selbst Kunstwerke sein. Da kann die Außenform mal rund, eckig, dick, dünn oder als Karton gestaltet werden. Seiten sind gefaltete Leporellos oder als ganze, feste Blöcke gar nicht umzublättern. Die Kunstbücher stehen für sich selbst statt als Rahmen für Inhalte.

Im Buch gibt es viele Beispiele, die inspirieren. Statt nachzumachen, was andere erklären, regt es an, sich selbst kreativ auszutoben, auszuprobieren, was das Material hergibt und wie daraus ein Kunstwerk-Buch werden kann. Dabei muss es niemals perfekt sein und jeder darf gestalten, wie er oder sie will. Dieses wunderschöne Buch eignet sich nicht nur für alle, die mal privat kretaiv sein möchten, sonderen auch für den Schulunterricht und für pädagogische Fachkräfte, die sich inspirieren lassen möchten.

Fazit: Mit offenem Blick auf Bücher als Kunstform zu sehen, ist ungewohnt, Mit diesem Buch bekommt man Lust, selbst kunstvolle Bücher zu gestalten und lernt, seinen Blickwinkel öfter mal zu verändern.

Petra Pfaffenholz: Kunst, Buch, Künstlerbuch. Haupt Verlag 2024

ISBN 978-3-258-60266-0

Experimentelles Drucken

Techniken und Ideen für den Milchkartondruck

Tetrapack als Druckstock verwenden? Das klingt zunächst seltsam. Man könnte meinen, so ein Milch- oder Saftkarton dient dann als eine Art Stempel. Wenn man sich so eine Verpackung genauer ansieht, erfährt man, dass es ein Verbundmaterial ist. Die innere Schicht ist wasserabweisend und besteht entweder aus einer Kunststoffart oder aus Alu, das ganz dünn aufgedampft wurde. Ideal für Drucke ist die silbrige Alubeschichtung, so die Autorin. Diese kann einfach bearbeitet werden. Man schnitzt bzw. drückt ein Motiv hinein oder, beim Hochdruck, entfernt alles, bis das Motiv übrig bleibt.

Das Buch ist als ausführlicher Workshop geschrieben und gestaltet. Sodass man eine theoretische Einführung bekommt und dann Schritt für Schritt lernen kann, wie Milchkartondruck funktioniert. Praktisch ist, dass die Autorin Hilfsmittel und Werkeuge ausführlich erklärt und zeigt, welche günstigen Alternativen (aus dem Haushalt) gut funktionieren.

Es gibt viele Projektideen zum Nachmachen und Üben. Diese zeigen, wie vielseitig solche Drucke sein können und wie edel sie wirken, wenn man einfache Motive aussucht und die Farben gut auswählt.

Fazit: Eine interessante Drucktechnik für Kinder und Erwachsene, die viel Raum für Kreativität lässt. Dazu kann Müll als wertvolle Ressource genutzt werden.

Laura Vidal: Experimentelles Drucken. Haupt Verlag 2024

ISBN 978-3-258-60271-4

Papiergeschichten

Ideen für Mixed Media & Collage

Es gibt viele verschiedene künstlerische Techniken. Einige davon lernen wir bereits im Kindergarten und in der Schule: zeichnen mit verschiedenen Stiften, Feder oder Kreide, ausmalen oder freies Malen mit Farben und Pinsel, sowie diverse Papier-Klebearbeiten, die meist einfach als Basteln ausgewiesen werden. Dass sich künstlerische Techniken ganz nach Belieben gemeinsam verwenden lassen, erfahren wir meist gar nicht.

Die Autorin ist eine Mixed-Media-Künstlerin, die mit Altmaterial arbeitet. Sie verwendet lieber gelesene Bücher, Postkarten und ähnliches als Basis für ihre Kunstwerke, statt weißes Papier oder Leinwand. Das regt die Kreativität an, nimmt die Scheu vor dem neuen, weißen Grund und hat eine enorm spannende Wirkung. Außerdem ist auf eine wertschätzende Art nachhaltig. So entstehen ganz besondere Kunstwerke in Collagentechnik aus mehreren Materialien, die durch Zeichnungen und Farben weitergestaltet werden.

Im Buch zeigt die Künstlerin verschiedene Möglichkeiten und Techniken anhand zahlreicher Bilder. Sie erklärt wenig, motiviert aber in kurzen Texten, selbst aktiv zu werden. Dabei sind die Abbildungen bereits inspirierend und man möchte sofort die Schnipselkiste plündern, alte Bücher und Zeitungen zerschneiden und loslegen.

Fazit: Ein beeindruckendes Kunstbuch, das anregt, kreativ zu sein und sich selbst schöpferisch auszuleben. Dabei ist jede Seite des Buches ein eigenes Kunstwerk und man muss es einfach immer wieder durchblättern und jede Seite intensiv betrachten.

Regula Stucki: Papiergeschichten. Haupt Verlag 2024

978-3-258-60272-1

Polizeitaucherin Svea Roth

Unter Druck

Svea Roth ist Kommissarin und zugleich Taucherin. Diese Kombination macht ihre Fälle besonders interessant: In der Elbe liegen fünf Fässer gefüllt mit Leichen. Die Menschen wurden grausam ermordet, was Svea sehr nahe gehen, da sie eines der Opfer kannte. Gemeinsam mit ihrem Exmann Lars, der für die technische Forensik zuständig ist und ebenfalls taucht, sowie mit Jan, dem neuen Ermittler, muss sie lange und intensiv ermitteln, um den Fall zu lösen.

Das Private spielt auch im zweiten Fall um die Taucherin eine große Rolle. Sveas Tochter starb tragisch durch Ertrinken und Svea fühlt sich dafür verantwortlich. Ihre Flashbacks tauchen ständig auf und sie hat Panikattacken. Das ist manchmal etwas störend beim Lesen. Doch bei genauer Überlegung scheint es genauso störend, wie in Sveas Leben. Sie muss lernen, den Tod und Verlust ihrer Tochter zu akzeptieren und damit zu leben.

Liebe am Arbeitsplatz scheint für Svea offenbar obligatorisch, denn der neue Kollege gefällt ihr ziemlich gut. Doch es sei hier nicht zu viel verraten. Auf jeden Fall hat sich das Kollegenteam inzwischen gut eingespielt.

Fazit: Auch der zweite Fall von Svea Roth ist besonders und spannend. Obwohl die Hauptfigur weiblich ist, kommt die Sprache (gefühlt) eher „männlich“ daher, sodass sich bestimmt viele Leser*innen angesprochen fühlen.

Marc Jansen: Polizeitaucherin Svea Roth: Unter Druck. S. Fischer 2024

ISBN 978-3-596-706762-3

Clara und die Poesie des Lebens

Als Friseurin unterhält sich Clara täglich mit den Kundinnen. Sie kennt alle Gepflogenheiten im Salon und weiß vielerlei Kleinigkeiten über ihre Chefin und Kollegin. Sie denkt nicht groß darüber nach. Es ist ihr Alltag. Als jemand ein Buch liegenlässt, beginnt sie darin zu lesen. Es ist Proust, der seine genauen Beobachtungen auf so intensive Art beschreibt. Clara merkt, dass überall und jederzeit ganz viel geschieht. Dass das Leben um sie herum stattfindet.

Stéphane Carlier schreibt mit viel Humor und genauer aber nicht komplizierter Sprache. So wirken die Beschreibungen von Claras Alltag auch schon manchmal poetisch. Es sind viele kleine Details, Gestern der Figuren, die diese Erzählung so besonders machen. Hier beschreibt er, was die Chefin macht, wenn eine der betagten Kundinnen stirbt: „Wenn Madame Habib die traurige Botschaft erfährt, seufzt sie, nimmt die entsprechende Akte aus dem Ständer, zerreißt sie in vier Teile und legt sie in den Papierkorb. Schmeißen wäre ihr respektlos vorgekommen.“

Gemeinsam mit Clara dürfen wir Leser*innen Proust kennenlernen: Seine langen Schachtelsätze genauso, wie die fantasievollen Beschreibungen seiner Gedanken, Gefühle und Erinnerungen.

Die wunderschönen llustrationen von Daphne Patellis, die auch das Cover zeichnete, bereichern das Buch zusätzlich. Aus dem Französischen übersetzt wurde es von Lina Robertz.

Fazit: Dieses Buch macht Freude, lässt uns hoffen, dass überall mehr ist als auf den ersten Blick zu sichtbar ist, und motiviert, auch mal Proust zu lesen, um sich in ein Buch fallen zu lassen. (Dies ist absichtlich ein geschachtelter Langsatz á la Proust.)

Stéphane Carlier: Clara und die Poesie des Lebens. C. Bertelsmann 2024

ISBN 978-3-570-10542-9

Gewittermann

Thriller

Idun Lind ermittelt in Schweden in einem besonders heftigen Fall. Ein Mann wird auf einer Eisbahn tot aufgefunden. Sein Schädel wurde zertrümmert und sein Geschlechtsteil abgetrennt. Das lässt die Kommissarin auf ein sehr persönliches Motiv des Mörders schließen. Gemeinsam mit dem hinzugezogenen Kollegen Tareq Shaheen, der für den kranken Kollegen Calle einspringt, findet sie bald Indizien, die sie ins Rotlichtmilieu führen. Hier geht es um Frauenhandel und Prostitution.

Der zweite Band mit der Ermittlerin Idun Lind kann ganz unabhängig vom ersten Teil der Autorin gelesen werden. Allmählich erfährt man immer mehr über das Ermittlerteam, auch wenn die Figuren eher im Hintergrund bleiben. Der Fall, Täter und Opfer stehen im Vordergrund.

Es gibt einen zweiten Erzählstrang rund um den siebenjährigen Peter, der massiv gemobbt wird, und seine Freundin Silja. Manchmal ist es schwierig, die Spannung beim Lesen aufrecht zu erhalten, wenn die Stränge sich abwechseln. Dazwischen gibt es nämlich noch gelegentlich einen weiteren Strang, dem es zu folgen gilt. Es gibt im Hauptstrang viele Personen, viele kleine Hintergrundinfos und auch viel Handlung, sodass man sich schon etwas konzentrieren muss, um zu folgen. Doch der Fall ist so erschütternd und interessant, dass man dranbleibt und mit mehr Spannung belohnt wird.

Fazit: Ein spannender und erschütternder Thriller mit einem interessanten Ermittlerteam. Nordschweden mit tiefen Minusgraden und viel Schnee bietet eine perfekte Kulisse dafür.

Tina N. Martin: Gewittermann. Blanvalet 2024

ISBN  978-3-7341-1166-2